Nachlese 2023




Die 24. Fichkona – Wahnsinnig unaufgeregt und wieder mal ziemlich gut!

Der Wahnsinnsritt vom 17.-18.06.2023

 

Strecke: 617 km (mit 2 Umleitungen und einem Abschnitt neue Strecke). Auf Rügen mit allen Gruppen die ruhige und verkehrsarme „Westroute“ mit Überfahrt auf der Wittower Fähre.

186 Starter; davon 12 Damen.

Die Gesamtfahrzeiten der einzelnen Gruppen (Start ab 10.00 Uhr in Abständen von 5 Minuten):
1. Gruppe:         21:14 Stunden, 21 Teilnehmer im Ziel
2. Gruppe:         22:23 Stunden, 52 Teilnehmer im Ziel
3. Gruppe:         24:15 Stunden, 69 Teilnehmer im Ziel
4. Gruppe:         26:16 Stunden, 44 Teilnehmer im Ziel

Es ist wieder vollbracht! Die 24. Auflage ist erfolgreich über die 618 Kilometer gerollt! Wettermäßig war es für die 186 TeilnehmerInnen optimal: Start bei kühlen 12 Grad auf dem Fichtelberg, später sommerlich bis 26 Grad bei wenig Kantenwind. Nur die schnelle Gruppe 1 erwischte alle Regengebiete unterwegs, die anderen Gruppen wurden weniger oder nicht eingenässt.

Ganz ausnahmsweise mal das Fazit und der Dank zu Beginn!
Meine bunte, freundliche, nimmermüde, unglaublich engagierte Crew ist einfach Weltklasse! Ich kann mich auf jeden verlassen: Mit der Mischung aus alten Hasen - Frank Höhn hat alle Austragungen begleitet - viele sind schon um die 15 Jahre dabei, dann seit 2018 einige Neulinge, von welchen viele den Wahnsinnsritt aus dem Sattel kennen. Dann sind unbedingt die beiden „Küchen“-Crews zu nennen, welche super organisiert an jeder Unterwegsverpflegung ein abwechslungsreiches Büffet aufbauen; es geht kaum besser! Die Küchen meldeten auch, dass nahezu alle der 1200 belegten Brötchen, hunderte Riegel, Bananen und der lecker Unger-Bäcker-Kuchen u.v.m. verspeist wurden, dazu Hunderte Liter Isotrink, Wasser, Cola, Kaffee und Saft durch die durstigen Kehlen gingen.
Alle Helfer der „mitfahrenden Crew“  tragen ihren wichtigen Teil zum Gelingen bei und sind dafür ein verlängertes Wochenende (nicht wenige von Freitag bis Montag) im Einsatz. Die Brötchen-Crew ist Samstagmorgen ab 5 Uhr im Einsatz und dann wird frisch zur ersten Verpflegung geliefert.

Vor dem Start auf dem Fichtelberg ging es gefühlt erstaunlich gelassen zu; es war bei den Teilnehmern die Vorfreude zu spüren; die knapp 90 Neulinge in den 4 Gruppen rollten mit den alten Hasen Seite an Seite in den 4 Gruppen los. Jede Gruppe, auch auf den bergigen und hügeligen ersten 150 km recht harmonisch; dafür sorgten die Capitanos mit teils klaren Ansagen.

Alle Gruppen rollten harmonisch (selbst durch die bergigen und hügeligen ersten 150 Kilometern), nahezu sturzfrei und schneller als in den Vorjahren zum Kap Arkona. Am Ziel neben den Leuchttürmen der Überraschungsempfang unterm Zielbogen durch den Verein "Tour de Allèe"! Initiiert und hervorragend organisiert durch Uwe Uschmann und die Tourismusgesellschaft Arkona mit Andreas Heinemann. Das Org.-Team der Fichkona bedankt sich im Namen alle Teilnehmer für die gelungene Aktion! Also wenn es mal viel weniger extrem sein soll, dann rollt mal hier mit: https://www.tda-ruegen.de/





Bericht von Michael Richter (Gruppe 1) im XC-Ski-Magazin


Bericht von Michael Richter (Gruppe 1)





26 Stunden zum Ruhm mit Gruppe 4


Von Babette Suckow aus Templin 

Samstagabend, noch eine Nacht bis zu dem großen Event, auf das wir uns die vergangenen Monate mehr oder weniger vorbereitet hatten. Papi und ich geben dem Abendessen im Hotel den Vorzug, um nicht runter nach Oberwiesenthal ins Dorf laufen zu müssen. Ich bin schon völlig im Tunnel und registriere zwar, dass an dem Fenstertisch 4 Templiner sitzen, die ganz aufgeregt winken, fühle mich aber nicht angesprochen. Ich tippe Papi auf die Schultern: „Schau mal, kennst du die?“. Papi ist besser drauf und erkennt zumindest mal Micha sofort. Wir 5,5 Templiner essen zusammen. Eine richtig große Gruppe für unsere kleine Stadt, Micha und Sandra, Sven und Kerstin und Papi (Stephan) und ich. Wir drei Rookies (Sven, Stephan und ich) bekommen noch Last-minute-tipps vom Routinier Micha: „Die ersten 150km sind hart, dann wird es besser.“ Diesen Tipp werde ich am Sonntag noch brauchen.

Die Nacht auf Sonntag ist unruhig, wir sind aufgeregt. Noch nie sind wir soweit Rad gefahren, wir wissen nicht was auf uns zukommt. Wir frühstücken im Hotel und laden dann die Räder ins Auto, um zum Start auf den Fichtelberg zu fahren. Tags zuvor hatten wir den Radcheck genutzt, um auszuloten, ob wir das Auto am Hotel stehen lassen und nach oben radeln: Ausgeschlossen.

Auf dem Fichtelberg ist es windig und recht frisch. Wir holen Startunterlagen und bereiten die Räder vor: Flaschen füllen, Startnummer anbringen, Radschuhe anziehen, Überprüfung des Inhalts des Wechselsachenbeutels für unterwegs. Selbiger wandert im Startbereich in Bus Nummer 4, das Bade- und Übernachtungsgepäck in den Bus mit dem „G“.

Ich lasse das einzige Foto machen, was ich später von Samstag haben werde: Papi und ich unter dem Fichkona-Banner auf dem Fichtelberg, aufgenommen von dem Herrn mit dem großen Handy. Noch ein letzter Boxenstopp und ein Gruppenfoto aller 186 Teilnehmer, später steht die schnellste Gruppe 1 am Start. Wir verabschieden uns von Sandra und Kerstin, die mit dem Auto zurückfahren und von Sven und Micha, die mit Gruppe 3 fahren werden. „Wir sehen uns im Ziel.“ Ich bin unsicher, ob das wohl zutrifft, sage nichts, nicke aber ordnungsgemäß. Auf Wiedersehen. Sandra flüstert mir noch ins Ohr „Pass auf deinen Vater auf.“ Na, aber logisch mache ich das.

Unser Countdown läuft, wir starten, wie die Verrückten in einem irren Tempo den Fichtelberg hinunter. Mein Puls springt sofort auf 200, nur nicht stürzen. Als Flachländer sind wir solche Abfahrten (und später auch Anstiege) nicht gewohnt und haben entsprechenden Respekt. Unten angekommen geht es auf und ab und auf und ab und nach wie vor in einem für mich mörderisch hohen Tempo. Ich fahre kurzzeitig neben Papi: „Wenn das so weiter geht, sitze ich bei Kilometer 50 im Bus.“ Die Gruppe heizt die Berge hoch, ich muss immer wieder Lücken zu fahren, das zehrt an den Kräften und das schon so früh. Ich beginne mir Sorgen zu machen, dann fällt mir wieder ein, dass Micha doch sagte, nur die ersten 150km. Ich klammere mich an den Gedanken und fixiere das Hinterrad meines Vordermannes und kurbele weiter.

Wir rollen noch deutlich vor Chemnitz auf eine Ampel zu und dann macht es laut „PUFF", in einem hohen Bogen spritzt die Dichtmilch aus dem Hinterrad mit Nummer 192 (Stefan) vor mir. Ich halte die Luft an, keine weiteren Reifenschäden. Auf der Straße liegt ein Ritzel in Einzelteilen, Stefan hat es wohl genau getroffen. Die Dichtmilch erfüllt zunächst ihre Aufgabe. Stefan wird gleich aber doch noch einen Schlauch in den Tubeless-Reifen ziehen. Das wird die einzige rein technische Panne bleiben. Die „Langstreckenmaschinen" sind, wie durch Olaf Schau angeordnet, in top Zustand. Meine allein wegen des beherzten Einsatzes von Veiko Winkler (Fahrradservice Winkler), der mir einige Tage zuvor noch ein neues Tretlager ein“bastelt“ hatte. Tausend Dank dafür!

Wir sind bei km 125 rollen nach wie vor hoch und runter und ich frage mich das erste Mal, was mache ich hier eigentlich. Ich hatte damit gerechnet, allerdings erst viel später. Ich werde nervös und mir fällt meine Triathlon Langdistanz Vorbereitung vor 2 Jahren wieder ein. Ich brabbel vor mich hin „Nur dieser eine Meter hier direkt vor mir, um die anderen 450km brauche ich mir keine Gedanken machen, wenn ich diesen Meter nicht schaffe“. Ich drehe mich zur Seite und beginne ein Gespräch mit meinem Nebenmann, der heißt Thomas. Das lenkt ab. Hier in Grimma wird die Strecke nun eher wellig, bevor sie vollkommen flach wird, wird es aber noch einige Stunden dauern.

Wir verlassen einen Ort, die Straße wird sehr schmal, entgegen kommt uns ein LKW. Die linke Seite der Zweierreihe zeigt an nach rechts zu fahren, auf der rechten Seite wird angezeigt nach links fahren, da ein Bordstein beginnt. Einige Reihen weiter hinten ist es nicht mehr möglich einzuschätzen was eigentlich los ist und schon scheppert es gewaltig. Ich halte an, drehe mich abrupt um. „Papi?“, der steht hinter mir. Weiter hinten ist ein erfahrener Mitfahrer an genau diesem Bordstein eingefädelt. Sämtliche Knie und Ellbogen sind aufgeschürft, leider ist er auch mit dem Kopf aufgekommen. Die Gruppe wartet einige Minuten, dann wird der Bruchpilot fürs erste in den Bus gesetzt. Dort wird er aber später wieder rauskommen und weiterfahren.

Es dämmert und heut ist Neumond, ich kann die Pause vor Potsdam kaum erwarten. Meine Radbrille ist zu dunkel, ich sehe schlecht, außerdem ist mir kalt. Ich möchte etwas überziehen. Die Motorradstaffel der Potsdamer Polizei holt uns schon in Michendorf ab, da Gruppe 3 und damit auch Sven und Micha schon einige Zeit weg sind. Auf die Polizei hatte ich mich schon die ganze Zeit gefreut, die Aussicht darauf mit Motorradstaffel durch Potsdam zu radeln fand ich obercool. Da fühlt man sich doch gleich wie ein Pro.

Mir wird berichtet, dass man Gruppe 3 in den Vorjahren größtenteils noch getroffen hatte, dieses Jahr ist Gruppe 3 sehr schnell. Allgemein sind die Gruppen wohl recht schnell. Wir können es nicht einschätzen. Der Stopp vor Potsdam fällt damit recht kurz aus, umziehen ist eigentlich erst in Gransee vorgesehen, mir ist aber kalt. Ich gebe den warmen Sachen den Vorzug vor dem einladenden Buffet, was die Crew für uns bei jedem Verpflegungspunkt aufbaut. Das eine Brötchen, das ich mir noch schnell schnappe bevor es weiter geht, wird nicht reichen. Ich werde das schon in Velten bereuen, dass ich nicht mehr noch eingesteckt habe. Ich fahre Schlangenlinien und mir ist schlecht. Ich kämpfe und erzähle mir, dass ich das ja nur einmal mache und da keine zweite Chance bekomme. Ich muss jetzt also durchhalten. Noch ein paar Schlangenlinien, es hat keinen Zweck. Ich kämpfe mich zu Papi vor und gebe Bescheid, dass ich nun kurz in den Bus einsteigen werde. Ich verschweige wohlweislich, dass mir schwindlig ist und lasse mich nach hinten zum Begleitbus durchreichen. Andreas fragt noch kurz ob alles ok ist, ich gebe dieselbe Antwort: nur ein bisschen schwindlig.

Sergeant-Noch-Fünf-Minuten-Volker lädt mein Rad und mich ein. Huch, hier sitzt ja schon einer. Ich bekomme 1-2 Brötchen und eine große Ladung Gummibärchen von Volker (TOP Verpflegung!) und schlafe postwendend ein, wache aber immer wieder auf. Es scheppert vor uns, das Führungsfahrzeug stoppt, die Gruppe stoppt, über Funk kommt die Durchsage: „Wild“. Ich bin sofort hellwach, „Papi?“ Alle Fahrer stehen auf der Straße. Das Reh ist seitlich in das Führungsfahrzeug hineingerannt, selbiges hat eine ordentliche Beule, aber es geht allen Personen glücklicherweise gut. Es wird langsam weitergefahren.

40km nach dem Einstieg steige ich in Gransee am Verpflegungspunkt wieder aus dem Bus aus, ich will weiterfahren. Ich bin überzeugt, dass ich das kann. Es gibt heiße Kartoffelsuppe mit oder ohne Einlage, ich zittere wie Espenlaub, die Nacht und die Müdigkeit. Der Stopp ist länger vorgesehen "zum Schlafanzug anziehen“. Ich muss lachen, der Humor ist noch nicht verloren gegangen. Ich ziehe mir auch noch etwas an und esse, mehr Kartoffelsuppe, Brötchen, Kuchen, Cola, nur nicht wieder leer fahren. Wir sind noch nicht ganz vom Hof, da scheppert es wieder. Es ist stockfinster, ich halte sofort an und frage „Wo ist Papi?“. Stefan versichert mir, er hat gesehen, dass es wer anderes war. Ich bin beruhigt und steige wieder auf mein Rad. Ein Mitfahrer hat am Helm genestelt und dann wohl den Lenker verdreht, nichts Ernsthaftes passiert.

Es wird nun bei mir anscheinend erstmal wieder rollen, glaube ich, ich habe wenig Erinnerung an die Kilometer, die nun folgen. Bei Fürstenberg dämmert es wieder, gut dass sich die Nacht dem Ende nähert. Man sieht die Nebelschwaden auf den Feldern, das hat etwas Mystisches und Romantisches. Ganz unromantisch sind in Neubrandenburg alle Ampeln an, es ist früh morgens, kaum ein Auto unterwegs. Wir fahren den Ring am Rathaus vorbei völlig allein. Das fetzt auch, wo da doch sonst immer etwas los ist. Ich bin in meine Gedankenwelt versunken und merke auf dem Weg zum nächsten Verpflegungsstopp in Altentreptow nicht, dass ich nach hinten durchgereicht und wiederholt aus der Gruppe falle. Erst als der Capitano mich wieder an die Gruppe ranfahren will und ich nicht mitfahren kann, wird mir klar, dass etwas nicht stimmt.

In Altentreptow geht meine Gefühlswelt mit mir durch das Tal der Tränen. Ich habe das Gefühl, dass die Fahrt für mich auf dem Rad nun beendet ist, das wäre so enttäuschend. Ich frage in Altentreptow resigniert bei Volker nach einem Platz im Bus, der Begleitbus vorn ist schon mit 6 Personen besetzt, aber hinten ist noch Platz. Mit mir steigt ein weiterer Mitfahrer ein.

Ich verschlafe die Zeit bis zum nächsten Stopp vor Grimmen. Dort steige ich wieder aus und will weiterfahren, man schaut mich völlig verdutzt an und reicht mir dann aber anstandslos mein Rad, außer mir steigt niemand aus. Im Gegenteil, es steigt noch jemand ein. Der Capitano, der mich doch zuvor wieder ranfahren wollte, fragt auch: Du warst doch schon im Bus? "Ja, aber ich fahr jetzt weiter." Ich lasse keinen Zweifel aufkommen, dass ich die verbliebenen Kilometer selbst fahre. Am Straßenrand liegt Andreas und versucht seinen Rücken zu entlasten, so langsam bewegen sich alle auf ihre Grenzen zu. Papi steht am Begleitbus und erzählt mit jemandem. Ich wundere mich, mit wem er so viel erzählt. Das muss ja passiert sein, als ich im Bus war. Mein Kopf ist auch nicht mehr auf der Höhe, ich brauche ein paar Sekunden: SVEN. Schockmoment. Sven geht es so weit gut, er wollte schauen wie es Papi und mir so geht und hat daher extra auf uns in Grimmen gewartet. Ich entscheide, dass jetzt wieder Sommer ist und ich in kurz weiterfahren kann. Bis das tatsächlich stimmt, sollte es aber noch bis Stralsund dauern.

Bei unserem letzten Stopp in Stralsund wechsele ich noch einmal das komplette Outfit. Ich fühle mich besser mit frischen Klamotten und für die Zieleinfahrt ist das Outfit auch geeignet. Nun liegt schon so viel Strecke hinter uns, bis zur Wittower Fähre werden wir nun aber das erste Mal seit dem Start vor gut 24 Stunden Rückenwind haben, das ist eine Wohltat. Ich unterhalte mich unterwegs mit Stefan, kann mich aber nicht konzentrieren und höre sehr schlecht. Jeden Satz muss ich noch einmal nachfragen, das ist sicher nervig, ich nehme mir vor mich später dafür zu entschuldigen. Das wird mir erst einige Tage später wieder einfallen.

Wir stehen einige Minuten auf der Fähre, die nicht losfahren möchte. Ich strecke meinen Rücken am Fußboden auch einmal aus, das tut gut und sorgt für einige Belustigung, da ich unmittelbar vor einem Auto liege. Dann kommt mit Blaulicht Rettungswagen und Notarzt, nun legt die Fähre ab. Auf der anderen Seite wartet der Fotograf und schwenkt ein Fichkona-Shirt. Coole Aktion. Nach der kurzen Überfahrt, fährt zuerst der Begleitbus von hinten durch, damit die Rettung sofort vom Boot kommt. Wir fahren mit Fotobegleitung die letzten ca. 25 Kilometer Richtung Kap Arkona.

Es ist topfeben, man kann kilometerweit schauen, aber der Leuchtturm ist lange nicht zu sehen. Auf den letzten 3 Kilometern wartet die Hölle von Putgarten auf uns: Kopfsteinpflaster. Ich muss an die "Hölle von Q" denken und an die Templiner Innenstadt, wo wir auch verbotenerweise ab und zu auf dem Gehsteig fahren, damit es nicht so ruppig ist. Der Templiner Gehsteig ist gegen Putgarten allerdings eher geschmeidig… Dahinter stoppen wir kurz für die Zielaufstellung: Ladies First. Ich freu mich wie ein Kindergartenkind, dass ich mit 3 anderen Damen zuerst fahren darf. Daaaaanke, liebe Capitanos!

Wir fahren durch den eigens aufgestellten Zielbogen der „Tour de Allée“ von Uwe Uschmann und fallen uns alle gegenseitig in die Arme, stolz auf das was wir geschafft haben, glücklich darüber unfallfrei ins Ziel gekommen zu sein. Wir bedanken uns gegenseitig für die Unterstützung unterwegs und den Zuspruch untereinander. Ich bekomme gesagt, dass der kurze Aufenthalt im Bus meine Leistung um nichts schmälert und gebe genau das auch noch einmal an den Mitfahrer weiter, der vor Grimmen noch nicht wieder aussteigen konnte. Papi und ich sind uns sofort einig: Das machen wir NIE wieder. Wir nehmen unser zweites Bild gemeinsam auf, mit dem Zielschild. Wir wollen eine Erinnerung, dass wir das geschafft haben. Einige Mitfahrer haben sogar noch ausreichend Kraft ihr Rad in die Höhe zu strecken. Ruhm und Ehre ist uns hier schon sicher!

Die 2,5 Templiner, die mit Gruppe 4 ins Ziel kamen, machen sich anschließend auf den Weg ins 12km entfernte Camp Juliusruh, wieder zurück über das Kopfsteinpflaster. Die Strecke fühlt sich endlos an, die Beine sind bleischwer und nun kommt der Wind von vorn. Sven nimmt mich netterweise in seinen Windschatten. Dankeschön! Völlig ausgelaugt treffen wir am Camp ein, vor dem Zelt in dem es die Finisherpräsente gibt, liegt alle Viere von sich gestreckt, völlig breit, aber ansonsten unversehrt Micha. Wir fallen zu Micha ins Gras und sind glücklich und zufrieden, dass wir 3,5 Templiner das Ziel erreicht haben! Wir sind stolz auf uns!

Wir fragen Micha, wie es ihm geht. Außer dass er müde ist, geht es ihm gut. Papi und ich gehen noch in die Ostsee baden. Schließlich sind wir dafür extra mit dem Rad gestern am Fichtelberg losgefahren, das lassen wir uns nicht nehmen. Wir verabschieden uns von Micha und Sven, die von Michas Sohn abgeholt werden und machen uns zu Fuß auf den Weg in unser Hotel „Am Wasser“. Die Räder müssen für den Rücktransport dortbleiben. Duschen, Essen, Schlafen, zu komplexeren Vorgängen sind wir nicht mehr in der Lage.

Ich habe offenbar Hunger, denn ich bin leidig und mosere den ganzen Weg mit Papi, der gar nichts dafür kann, dass ich so fertig bin. Tut mir leid, Vati! Wir duschen und fahren wieder zurück zum Camp, die Wirtin leiht uns Hollandräder, eine Wohltat. Wir speisen zwei Vorspeisen-Gänge am Imbisswagen und besorgen für Sven und mich ein Radtrikot der Fichkona, welches wir mit Stolz tragen werden.

m Hotel werden wir später noch zu Abend essen, mit Andreas den Tag Revue passieren lassen und beizeiten ins Bett fallen. Es wird keine 20 Sekunden dauern bis wir einschlafen. Morgen geht es in aller Herrgottsfrühe mit dem Bus wieder zurück, für Papi nach Berlin und für mich an den Fichtelberg. Tags drauf sitzen Papi und ich gemeinsam im Frühstücksraum und stellen fest: Fichkona 2.0 nicht ausgeschlossen!

Vielen lieben Dank an das Fichkona-Team, ihr seid tolle und superliebe Menschen. Ich musste mich außer um mich selbst um nichts anderes kümmern. Ihr habt für alles gesorgt und mich bei allem unterstützt. Vielen Dank auch an alle meine Mitradler, es war schön euch an meiner Seite zu wissen. :)

 





Erlebnisbericht von Tino Herrmann


Liebes Fichkona Team!

Nachdem ich meinen ersten Wahnsinnsritt vom Berg zum Meer hinter mir habe, sich meine Gedanken im Kopf etwas sortiert und kleine Wehwehchen gelegt haben, möchte ich von meiner Reise erzählen.

Als erstes möchte ich dem gesamten Fichkona Team um Olaf Schau danken, die einen Riesenjob gemacht haben. Ich habe an so einem Radsportevent noch nie teilgenommen und habe ganz großen Respekt was Ihr da auf die Beine gestellt habt. Planung, Organisation, Durchführung …. alles Top und ein großes Dankeschön noch mal an alle. Als zweites möchte ich meiner Familie danken, die mich begleitet hat und bestimmt ein härteres Programm hatte wie ich, denn ich musste ja „nur radeln“.

Ich fahre seit 11 Jahren Renner und auch sonst bewege ich mich mehr auf zwei als auf vier Rädern vorwärts. Die Fichkona begeistert mich schon einige Jahre, ausgelöst durch meinen langjährigen Freund Jörg, der schon zweimal erfolgreich teilgenommen hat. Also kam was kommen musste…wir machen das mal zusammen. Nach Anmeldung für Gruppe 3 kam am Nikolausabend die Teilnahmebestätigung für uns zwei. Ich habe mich irre gefreut als Neuling gleich mit dabei zu sein und hatte nur noch einen Gedanken – Training, Training, Training.

Und so stand ich am 17. Juni mit ca. 2800 Trainingskilometer, die ich teils mit Jörg oder Eric oder auch oft allein gefahren bin, auf dem Fichtelberg am Start der 24. Fichkona. Danke nochmal an die Jungs für die Vorbereitungstouren. Hinter mir in der 2. Startreihe stand Jörg und rechts am Rand meine Familie, die mich vom Tag der Anmeldung unterstützt haben und bis zum Kap begleiten werden.

Die Gruppe 3 wird sich an die Drei mit dem blauen Ballon erinnern. Mit hohem Puls und Gänsehaut ging es vom Fichtelberg hinunter Richtung Chemnitz, wo mich meine Familie das erste Mal am Straßenrand überraschte. Mir ging es in Gruppe 3 recht gut, es war nicht so warm, das Tempo nicht zu hoch und die kleinen Anstiege bereiteten mir keine Probleme (Training im Osterzgebirge). Nach einer Pinkelpause allerdings bekam ich die ersten Probleme, den irgendwie hatte ich beim Anfahren der Gruppe geträumt und nicht gemerkt wie ich durchgereicht wurde. Ich drehte mich um, sah unser Schlussfahrzeug hinter mir und vor mir ein Loch von etwa 15 Meter, das ich jetzt bei Nordwestwind auf freiem Feld zu fahren musste. Ich habe getreten was drin war und zum Glück kam eine Ortschaft, wo die Gruppe langsamer wurde und ich wieder dran war. Gott sei Dank, das war mir eine Lehre und ist mir nicht mehr passiert. Bei Wittenberg dann der 2. Streckengruß meiner Familie, von einer Brücke, schon von weitem zusehen …herrlich. Ab da wurde dann auch in der Gruppe gesprochen und gefragt wer die sind? Die gehören zu mir rief ich stolz. Am späten Nachmittag dann, es war noch ein gutes Stück bis Potsdam, kündigte sich ein Oberschenkelkrampf bei mir an, der mir Probleme bereiten würde. Ich kannte diese von meinen Trainingsfahrten, nur da konnte ich anhalten und mich dehnen und bewegen. Das ging jetzt aber nicht und Magnesium war im blauen Sack und so versuchte ich alles um die Verkrampfung zu lösen. Anders sitzen, mehr ziehen, mit links mehr drücken und in Gedanken sprechen. Zum Glück war der Abschnitt schön flach und ich konnte mit meinen Maßnahmen die Verkrampfung lockern und schließlich ganz lösen. Mein „2. Tal“ hatte ich überstanden, eines sollte noch kommen.

Am Abend dann vor Potsdam stand meine Familie am Verpflegungspunkt und es gab den ersten Kuss von meiner Frau. Das ich völlig verschwitzt war und die Nase lief störte dabei wenig. Schnell was essen und trinken und eine Jacke drüber, Licht dran und blauer Sack zu. Dann gab`s noch eine Hand voll Schaumgummibärchen von Aline und das „NOCH ZWEEEIII MINUTEN“ vom „DRILL COMMANDER“ war das Signal zum Aufsatteln. Noch ein Kuss und „ich bin sehr stolz auf Dich“ von meiner Frau und schon gings weiter mit Blaulicht durch Potsdam und in die Nacht hinein. Das waren unglaubliche Minuten, ich hatte Gänsehaut. Die Nacht tat mir wider Erwarten sehr gut. Vor ihr hatte ich den meisten Respekt, dass ich müde werde und die Konzentration nachlässt. Aber nichts von alldem, wahrscheinlich war ich so angespannt, motiviert durch meine Lieben und den festen Willen unser Ziel zu erreichen. Mein Gartennachbar hat mich vor der Tour gefragt ob ich fit sei? Ich sagte „DER GLAUBE AN SICH SELBST UND DAS ZIEL SIND ENTSCHEIDENT“. Selbst das Hinweisschild Stralsund 187 km machte mich nicht verrückt. Wenn man das im Auto sieht bekommt man `ne Macke und denkt „noch so weit“. Schließlich hatten wir schon über 400 km hinter uns, also immer ruhig bleiben. Stralsund, da war jetzt meine Familie, eine kurze Nacht im Hotel, ein Uhr dort, schnell ein paar Stunden schlafen, ab 5 Uhr Trackingapp gucken, ob alles nach Plan läuft und dann weiter zum Rügendamm …. Irre!

Ich muss jetzt mal von Aline sprechen, die Fahrerin und Fotografin im Team 133 und Wahrscheinlich beste Autofahrerin der Welt. Mit Bleifuß, einer Tüte Schaumgummibärchen, immer ein Lächeln und dem Finger am Auslöser, durchpflügte sie die Republik von Süd nach Nord. Hinten auf der Rückbank der Eric, verantwortlich für Internet, Navigation, Tracking und gute Laune im Team. Ja und dann der Beifahrer, meine liebe Frau, der Teamchef eben. Einer muss ja den Hut aufhaben und den Laden zusammenhalten.

Weiter durch die Nacht sang ich dann „Strangers in The Night“ von Frank Sinatra leise vor mich hin. Fremde in der Nacht, irgendwie passend, dachte ich. Und dann am Morgen, es war schon hell, kam sie dann doch, die Müdigkeit. Die Augenlieder wurden schwer und ich erwischte mich dabei, dass meine Beine aufhörten zu treten. Ablenken, irgendwas machen auf dem Rad, nur nicht stumpf nach vorne gucken und immer wieder Hände ausschütteln. Die waren schon mehrmals eingeschlafen. Zum Glück kam in dieser Phase Grimmen und endlich runter vom Rad und sich bewegen. Ein Fahrer stand im Rechten Winkel und musste sich übergeben …. alles muss raus. Aber auch für ihn ging es weiter, glaube ich zumindest. Stralsund dann nochmal Pause und der Capitano sagte das die letzten 56 km nochmal hart werden … wie wahr. Auf dem Rügendamm dann zum 5.mal der blaue Ballon an der Strecke, doch keiner von ihnen sah mich in der Gruppe, was für Unruhe und Verwirrung sorgte. Aline schaute schnell die gemachten Fotos durch und fand mich dann doch …große Erleichterung! Ich hatte mir in der Nacht noch eine Weste übergezogen, das Outfit hatten die 3 nicht auf dem Schirm.

Vor der Wittower Fähre durchfuhr ich dann mein „3.Tal“, ein riesen Loch vor mir was ich zu schliesen versuchte, aber mit meinen Kräften ging es langsam zu Ende. Zwei Fahrer nahmen mich in die Mitte und begleiteten mich bis zur Fähre. Danke hiermit nochmal an Euch. Nach der Fähre fuhren die Ersten wieder sehr schnell an und die Gruppe riss wieder auseinander, obwohl der Capitano mehrmals auf der Tour betonte „wir bleiben zusammen“, lassen die hinten aufschließen und erhöhen dann erst das Tempo. Beim letzten Stop vor Putgarten gab es letzte Anweisungen. Zwei zum 10.Mal dabei und die Mädels fahren als erstes durchs Ziel. Tolle Geste finde ich. Und Hut ab vor allen Mädels die gefahren sind…. Ganz großer Respekt.

Mein Kumpel Jörg und ich hatten uns beim letzten Stop ausgemacht gemeinsam über die Ziellinie zu rollen. Ein emotionaler Höhepunkt für uns beide, denn unsere Freundschaft verbindet uns schon über 20 Jahre und auch übers Radfahren hinaus haben wir schon einiges gemeinsam erlebt.

Also ging es über die letzte Rumpelpassage, dem Kopfsteinpflaster von Putgarten. Jeder versuchte die beste Linie zu finden, Trinkflaschen polterten wie Tischtennisbälle übers Pflaster, ich fuhr im Stehen, hielt meinen Lenker so fest ich konnte und dachte jetzt nur nicht noch übern Friesenwall in einen Vorgarten donnern. Aber alles ging gut und endlich kam der Asphalt, dann der kleine Anstieg und das Ziel vor Augen. Jörg fuhr rechts neben mir, reichte mir seine linke Hand und sagte „so Tino“…. mehr nicht. Dann sah ich die vielen Leute am Rand die jubelten und klatschten und meine Familie, zum 6. Mal an der Strecke mit dem blauen Ballon. Wir stellten unsere geliebten Räder ab und Jörg und ich umarmten uns sehr lange. Dann kam Aline, die auch fix und fertig war und umarmte uns, dann kam meine Frau die gezittert hat und dann kam Eric, der uns gleich ein kaltes Bier brachte.

Keine Panne, nicht gestürzt und durchgefahren, meine erste Fichkona. Ein maximales Erlebnis für mich, was noch lange nachwirken wird, Dank meiner Familie und Jörg, meinem Rad Rosi, der Gruppe 3 und

DEM GLAUBEN AN SICH SELBST UND DAS ZIEL WAS MAN ERREICHEN WILL!