Die Fichkona 2014 – Die Express-Fahrt beim Wahnsinnsritt


Eine sachliche Betrachtung mit gebremsten Emotionen von Olaf Schau

185 TeilnehmerInnen am Start, darunter 9 Damen
Streckenlänge: mindestens 611 Kilometer (die tatsächliche liegt wohl bei knapp 620 Kilometer
Ca. 15 Teilnehmer zwischenzeitlich wegen Verletzungen, Pannen oder Krämpfen/Ermüdung in den Begleitfahrzeugen.

Zielzeiten der einzelnen Gruppen:
Express-Gruppe: 18:38 Stunden (Streckenbestzeit!!!)
1. Gruppe 20:12 Stunden
2. Gruppe 22:52 Stunden
3. Gruppe 24:15 Stunden
4. Gruppe 25:42 Stunden

So viele angehende Langstreckenhelden wie noch nie rollten Punkt 10 Uhr vom Plateau der Fichtelberges dem aus Sichtweise des Normalbürgers wirklich unglaublich weitem Ziel am Kap Arkona auf der Insel Rügen entgegen. Das Nachklingen der Friedensglocke noch im Kopf und in der Seele geht’s es gelassen auf die Fahrt – ohne Übertreibung der Wahnsinnsritt zwischen Berg und Meer.
Die in 2014 einmalige Express-Gruppe hatte einen ungeschriebenen Auftrag; in 19 Stunden am Leuchtturm zu sein, das natürlich inklusive aller notwendigen Stopps (die Fahrt erfolgt, wie immer und für alle anderen auch, nach den Regel der STVO im normalen Straßenverkehr) und der benötigten Pausen an 7 Verpflegungsstationen. Für diese anfangs 20 schnellen Herren gab es ab dem Fichtelberg freie Fahrt. Die anderen 4 Gruppen wurden bis Chemnitz in zwei großen Hauptfeldern zusammen gehalten. Hier war für mich im Führungsfahrzeug des zweiten großen Hauptfeldes schon klar, dass es in diesem Jahr eine gute Tour werden könnte, denn es ging auch bei den Teilnehmern der 4. Gruppe wirklich relativ flott über die Berge. Leider verhakelten sich bei der Umleitung in Ehrenfriedersdorf zwei Radler und der Gestürzte musste beim Pinkelstopp in Herold mit Verdacht auf eine Fraktur im Handgelenk im Begleitfahrzeug Platz nehmen. Unsere Krankenschwester kümmerte sich dort sofort um eine Erstversorgung. Geschlossen rollten die Gruppen in Chemnitz ein, gelassen wurden die 18 Ampeln, leider meist Rot, passiert. Wie im Vorjahr rollten unsere überwiegend „werktätigen“ Radfahrer (der Rest ist schon verdient in Rente) am „Marx-Nischel“ vorbei. Bis zur 1. Verpflegung vor Rochlitz hatten sich dann glücklicherweise zwei Umleitungen in Luft aufgelöst und eine Dritte vor Eilenburg gewährte uns auch kurzfristig eine kürzere Fahrt.
Sehr zu loben ist die gute Disziplin im Feld auf dem traditionell etwas hektischen und unruhigen Abschnitt bis zur ersten Verpflegung. Kann es sein, dass sich hier die Ruhe und Besonnenheit der Fichkona-Crew auf die angehenden Langstreckenhelden übertragen hat?! Egal, es ist gut so und läuft wie verrückt, wie ich meiner Frau bei einem kurzen Telefonat nach dem Mittag verkünde.
Ab der 1. Verpflegung rollen dann die 5 geschlossenen Gruppen weiter. Die Temperatur ist inzwischen auf mehr als angenehme 26 °C geklettert. Mir gelingt es auf dem Weg nach Grimmen noch einige Teilnehmer, welche immer wieder hinten aus der sehr flott und gleichmäßig rollenden 2. Gruppe „gespült“ werden, von einer Weiterfahrt in der folgenden Gruppe zu überzeugen „also wenn Du am Kap ankommen willst!“.
In der Dübener Heide dann überraschend ein kräftiger Schauer, eher eine Erfrischung auf dem Rad, im Auto kaum. In Wittenberg „verheddert“ sich unsere Zweite kurz im hervorragenden Radwegenetz, weil sie unserer „Führung“ entwischte, kann aber schnell wieder auf die B 2 eingespurt werden und es geht Potsdam entgegen. Immer noch über 30 min vor schnellsten Zeitplan dieser Gruppe aus dem Jahr der letzten Rekordfahrt 2008. Nach einer erneut kurzen Pause von wenig mehr als 15 Minuten geht es traditionell-professionell wie bei den Profis (nur eben viiieel länger) eskortiert durch die Kradfahrer der Polizei Potsdam mit Blaulicht durch die Stadt! In den „Laubbaumtunneln“ wird es dann bald finster, aber unsere Radler rollen längst beleuchtet gen Norden und sind bereits jenseits der 300 Kilometer-Marke. Die Straße ist nur klitschnass, zum Glück für die 2. Gruppe, denn die anderen vor uns sind hier schon im Regen geradelt. Doch das Glück hält nicht an; leichter Nieselregen legt sich über dunkle Mecklenburger Land. Die B 96 durch Neubrandenburg ist zu nachtschlafender Zeit fast verwaist, trotz allem beschert uns die Polizei eine „blaue Stunde“ und geleitet uns ohne Stopps über alle roten Ampeln. Einen weiteren Lichtstrahl bescheren uns zwei Sportfreunde der wenige Wochen vorher ausgetragenen Mecklenburger-Seen-Runde in Neddemin, wo Sie uns eine Verpflegungsstelle eingerichtet haben. Während der Bürgermeister Xenofit ausschenkt, kann ich ein paar Worte mit dem Initiator Sebastian Rötger dieser Überraschung wechseln. Herzlichen Dank an euch. Das war pure Motivation für unsere Teilnehmer!
Irgendwo zwischen Grimmen und Demmin verbanden sich im Morgengrauen alle Wolken zu einer tiefliegenden grauen Masse aus welcher dichter Sprühregen fällt. Es kann kaum ungemütlicher zu solcher Morgenstunde sein. Noch reichlich 100 Kilometer zum Kap, die können jetzt mit der aufkommenden Müdigkeit und der fehlenden Sonnenstrahlen doch die härtesten werden. Doch unsere Langstreckenhelden sind einfach härter! Keine Resignation zu spüren, alle wollen ankommen, es kann ja nur besser werden! Nur nicht zu lange Pause machen. Es ist einfach unglaublich getreu nach: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Wir wollen Baden fahren!“ Geduscht sind zumindest schon alle. Die Polizei in Stralsund entdeckt uns dann auch in deren Dienstplan und geleitet alle Gruppen bis auf den Rügendamm. Und jetzt bemerken es auch unsere Langzeitteilnehmer; es hat noch nie bei auf Rügen bei der Fahrt zum Kap geregnet! Nach dem Frühstückskaffee in Samtens geht’s geschlossen dem Kap entgegen. Das Abenteuer Fichkona findet wieder einen glücklichen Abschluss!

Unser Dank an alle unglaublich disziplinierten Teilnehmer, ihr habt euch von uns wenn notwendig bremsen lassen, habt kaum murrend die verkürzten Pausen hingenommen und auch im viel zu langen und starken Regen bei 14 °C gekämpft (der war nicht auf unserem Plan!) und habt euch eine der in Gesamtsicht schnellsten Fichkona´s beschert! Alle unter dem straffen Zeitlimit von 26 Stunden im Ziel und die 1. Gruppe fuhr die Viertschnellste je bei einer Fichkona gefahrenen Zeit!

Es geht kaum besser, wir können nur versuchen in den kommenden Jahren annähernd gleich gut zu sein – Teilnehmer wie Crew gleichermaßen.